Als die olympischen Götter ihre alten Widersacher, die Titanen, nach aufreibenden Kämpfen samt und sonders in den Hades befördert hatten, weinten sie Freudentränen. Die Tropfen fielen zur Erde und verwandelten sich dort zu edlen Steinen. Dabei soll Vater Zeus die Produktion von Opalen besonders gefördert haben Das jedenfalls glauben die alten Griechen.
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Der Opal |
Zu allen Zeiten haben Edelsteine die Menschen Fasziniert. Sie waren Insignien von Macht und Würde, sprühten ihr Feuer von Kronen und Zeptern der Herrschergeschlechter, Ihretwegen wurden Kriege geführt und Reiche zerstört. Wer Gold und Juwelen anhäufen konnte, hatte auch die Macht - und besaß in der Regel auch die Gunst schöner Frauen.
Der trojanische Königssohn dachte nicht nur an Liebe, als er die schöne Helena entführte: das Pärchen ließ beim überstürzten Aufbruch nach Kleinasien den Kronschatz des Menolaos mitgehen. Das wiederum bescherte dem rechtmäßigen Gatten der ungetreuen Helena einige Probleme. Als König stand er plötzlich mittellos da und konnte seine Soldaten und Waffenbrüder nicht mehr bezahlen. Menelaos lebte bis zur Eroberung von Troja auf Pump.
Mit Edelsteinen pflegten sich die alten Römer auszulösen, wenn sie bei Freunden in Schuld standen. Kaiser Nero beispielsweise konfiszierte einfach die Vermögen reicher Bürger, wenn er knapp bei Kasse war - und das war er praktisch immer. Römische Ehemänner versöhnten ihre vernachlässigten Ehefrauen mit Edelsteinen. Auf diese Weise, so berichtet der Schriftstellen Plinius, büßte mancher Springinsfeld sein väterliches Erbteil ein. Für die Frauen soll das eine ausgezeichnete Altersversorgung gewesen sein.
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Diamanten zählen zu den beliebtesten Edelsteinen |
Spätere Generationen erinnerten sich gern an den Brauch aus der Antike. Phillip II. von Spanien, der Vater von Don Carlos, schickte seiner Gattin eine Schüssel mit Rohkost, als ihn sein Gewissen allzusehr plagte: grüne Smaragde waren die Blätter, und angemacht und abgeschmeckt war der Edelsteinsalat mit Perlen, Rubinen und Topasen.
Die englische Königin Elisabeth I., die ganze Berge von Gold, Edelsteinen und Perlen in ihren Truhen stapelte, war hoffnungslos in ihren Schmuck verliebt. Die mit staatlichen Kaperbriefen ausgestatteten Piratenkapitäne brachten der spröden Queen märchenhafte Schätze von ihren Schiffen in deren Residenz. Außerdem bemühte sich jeder der todesmutigen Herren, die anderen Konkurrenten mit besonders wertvollen Mitbringseln auszustechen. Elisabeth wusste ihren Besitz zu mehren und zu nutzen. Ihre Staatskleider waren mitunter derart von Perlen und Edelsteinen überladen, dass sie bei offiziellen Anlässen mit Stangen gestützt werden musste, diskret unterm Rock natürlich. Derart gewappnet überstand die Königin im wahren Sinn des Wortes stundenlange Empfänge und Defileen mühelos.
Schmuck steht bei Urzeiten stellvertretend für soziale, magische und erotische Kräfte. Hand aufs Herz, was ist schöner, als einem geliebten Menschen einen edlen Stein als Zeichen seiner Zuneigung zu verehren? Die österreichische Kaiserin Maria Theresia schenkte ihrem Verlobten Franz von Lothringen als Brautgabe einen armlangen Blütenstrauß aus Silber, Edelsteinen und Bergkristall. Der Prinzgemahl revanchierte sich mitt einem großen Diamanten, in dem sein Miniaturbild verborgen war.
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Die Traumhochzeit von Sissi und Franz
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Auch heute gilt der Diamant, den ein Mann der Dame seines Herzens schenkt, als Symbol unerschütterlicher Treue. So wie ein wertvoller Edelstein alle Stürme der Zeit überdauert, soll das Band geknüpft bleiben. In den Augen unserer Vorfahren waren edle Steine göttlichen Ursprungs. Hatten nicht Sonne und Sterne einen Teil ihrer Kräfte in die leuchtenden Steine gesenkt? Unser Jahrhundert hat die Bedeutung wiederentdeckt, die frühere Generationen den Edelsteinen beimaßen. Ist nicht auch heute ein Lapislazuli ein Stück des strahlenden blauen Himmels? Gilt nicht noch immer der rubin als versteinerter Blutstropfen, von dem übernatürliche Kräfte ausgehen?
Selbst Reformator Martin Luther zollte, wenn auch gelegentlich widersprechend, den Edelsteinen seine Reverenz. Er tolerierte das Schmuckbedürfnis seiner Zeitgenossen, und bat die Wohlhabenden zur Kasse. Die Herrschaften zahlten gern, zumal die Summen ausnahmslos wohltätigen Zwecken zuflossen.
In frühen Zeiten schmückten sich auch die Herren mit kostbaren Edelsteinen. Heute trägt nicht mehr der Herr den herrlichen Schmuck, der ihn aus der Masse der anderen herausheben soll, sondern seine Dame. Diesen Umstand machte sich einmal das Mailänder Finanzamt zunutze. auf bitten von Amtskollegen, die einigen finanzkräftigen Kunden nicht beikommen konnten, schickte der Präsident zu einer Theaterpremiere in der Scala einige Texatoren. Die notierten eifrig, mit welchen Schmuck die Damen glänzten und rechneten am Feuerwerk edelster Steine mit verblüffender Genauigkeit aus, was die Begleiter an Steuern zu leisten imstande waren.
Die Freudentränen des Zeus haben seit Jahrtausenden nichts von ihrem Zauber eingebüßt. Verliebtsein in Edelsteine ist für unzählige Menschen die herrlichste Sache der der Welt. Schon allein er Liebe wegen. Fragt man Schmuckliebhaber, warum sie gerade Edelsteine als Kapitalanlage bevorzugen, dann ernten die Neugierigen meist ein verständnisloses Lächeln. "Wissen Sie", sagte einmal der texanische Millionär Stevenson zu einem Journalisten, "ich bin nun einmal ein nüchtern denkender Mensch. Was können meine Edelsteine dafür, das sie auch wertvoll sind? Besitzen würde ich sie auf jedem Fall."
Die Frau eines sehr erfolgreichen amerikanischen Geschäftsmannes erschien auf dem Empfang für arabische Partner, die einen lukrativen Auftrag zu vergeben hatten, mit einem wunderbaren Rubin. Augenzwinkernd gestand sie in einer Pause einer Freundin: "Der Rubin gilt als der Lieblingsstein des Orients, weil er am schönsten auf der Haut von Dunkelhaarigen glüht!" Ihr Mann erhielt den Auftrag in Milliardenhöhe. Wer die Schönheit edler Steine kennt, wird sich ihrer Faszination nicht entziehen können. Sich in Edelsteine zu verlieben - das ist so leicht und kann so schnell geschehen.